Im Zentrum von Kate Davis Präsentation steht eine Revision von Joan Jonas Performance „Mirror Piece“ (1970). Joan Jonas – natürlich zitiert Davis politisch korrekt eine feministische Künstlerin, zudem eine, deren Wahl von (trüffelschweinmäßiger) Kennerschaft zeugt – hatte sich damals nackt vor dem Publikum gezeigt und dabei den eigenen Körper mit einem in der Hand gehaltenen Spiegel gleichsam abgescannt. Dieser öffentlichen Vervielfältigung des Blicks mit Hilfe des Spiegels gelang es damals, den Blick auf den weiblichen Körper sowohl aus der Falle eines feministischen Narzissmus wie, frei nach Laura Mulvey, aus der Gewalt des männlichen Voyeurismus zu befreien. Ganz anders nun Kate Davis: Ihre nur in acht Photos dokumentierte Bespiegelung findet nicht öffentlich statt, zudem ist sie nicht nackt, sondern brav mit einem schwarzen Kleid bekleidet. Die „starke“ Vision von Joan Jonas sei eben, der Titel schon behauptet es, aufgeweicht, verwischt, ja verloren gegangen. Somit handelt es sich hier, wieder sei der Ausstellungstext zitiert, nicht um eine „Wiederholung, sondern um eine Weiterführung“. Aber um was für eine Weiterführung? Soll etwa ernsthaft behauptet werden, die feministischen Ansätze (nicht nur) von Jonas seien rundweg gescheitert, die Türen – der Klang von sich schließenden Türen ist in der Ausstellung jedenfalls über Lautsprecher eingespielt – der Emanzipation seien quasi wieder zu? Nicht nur ist dies in solch simpler Verkürzung blanker Unsinn, zudem verweigert Davis Arbeit jedwede politische Reflexion, die aber solch Behauptung – siehe etwa Arbeiten von Henrik Olesen – erst zu einer kritischen und Erkenntnis generierenden machen könnte. Stattdessen begnügt sich die junge Künstlerin, und damit ist sie leider nicht untypisch für den bereits erwähnten (unbewusst neokonservativen) Hype, mit einer rein ästhetisierenden Revision, die zwar ach so gebildet und hübsch anzuschauen ist, aber wohl bewusst jedwedes Engagement, dass die sich nun ebenfalls kenntnisreich fühlen dürfenden Sammler vielleicht verstören würde, vermissen lässt. Deutlich macht das auch ein, im „Waschzettel“ selbstverständlich erwähntes, formales Detail der Arbeit: Die acht Fotos von Kate Davis „besitzen die gleiche Größe wie die Fenster in den Ausstellungsräumen“. Was soll das? Die Möglichkeit eines raumbezogenen „in situ“-Arbeitens wird hier völlig un/notwendig vorgeführt, der einzige Zweck der bloß formalistischen Übung ist es, erneut zu beweisen, dass einem die Strategien der Moderne bewusst sind und scheinbar beliebig zur Verfügung stehen, um die eigene Intelligenz zu demonstrieren. Dass aber diese Strategien einmal engagierte, sogar politisch kritische Prozesse gewesen sind, dies spielt hier längst keine Rolle mehr.
Kate
Davis, „The clear stark vision is getting lost again“
Galerie Kamm,
Rosa-Luxemburg-Str. 43/45,
15.9.–27.10.2007