Der Raum der Galerie Zwinger zeigt sich in seinem ganzen Weiß. Das ist der Hintergrund für den Vordergrund. Erst mit dem zweiten Blick erscheinen große Sprechblasen, so groß, dass sie zum Teil die Wand verdecken. Das ist ein Paradox. Denn ist es nicht nachvollziehbar, dass ein begrenzter Raum sich in der konkreten Wahrnehmung verändert? Aber auch eine leere Sprechblase verdeckt, was hinter ihr zur Erscheinung kommen könnte. Die Bedeutung einer leeren Sprechblase rekurriert direkt auf den klassischen Comic. Dort dient sie der Verständigung zwischen den Figuren und gleichzeitig auch dem Verständnis des Lesers. In der „Echo Chamber (Lakoste spielt keine Rollex)“, so der Titel der Schau von Eran Schaerf, wird mit dem Titel eine andere Seite aufgeschlagen. Denn Comics sind der eine Verweis der Sprechblasen. Ein anderer ist der zur Werbung, die in ähnlicher Weise ‚marktschreierisch‘ für ihre Objekte wirbt. Hinweise darauf sind in der Ausstellung Objekte, die direkt von der Wand und Decke hängen und um die man herumgehen muss. Zum Teil ‚sprechen‘ die Blasen auch mit direkt an ihnen angehängten Dingen, oder die Sprechblasenlinie verliert ihre Richtung und zieht sich von einer Wand zur gegenüberliegenden, so dass in spezifischer Weise der Raum mit sich selbst spricht. Das betrifft die Makrostruktur. Es gibt dem gegenüber aber auch eine Innenstruktur, deren Bedeutung unklar bleibt. Was von Weitem als eine Zeichnung an der Wand erscheint, wird in der Mikroansicht eine Art Plastikfaden, der die Form bildet. Dabei steht der ‚Faden‘ unter hohem Druck, was sich ‚ablesen‘ lässt an den Fadenknäuel, die sich am Ende zeigen. Die Verdichtungen lassen den Betrachter an eine eigenwillige ‚konkrete Poesie‘ denken, in der der Gegenstand selbst spricht. Wenn sich der Faden quer durch den Galerieraum zieht, entsteht Schweigen beziehungsweise eine Skulptur im Raum. Bei der ersten Begegnung mit der Ausstellung fiel dem Autor auch eine Parallelität mit dem späten Wittgenstein ein und J. L. Austin. Dessen Klassiker ‚How to do things with words‘ hätte auch Titel der Ausstellung werden können. Aber für den Faden mitten durch den Galerieraum findet sich keine plausible Erklärung. An den Faden der Ariadne wollen wir hier erst gar nicht denken. Aber vielleicht daran, dass ein Teil der Arbeiten demnächst in einer Stadt im Westen der Republik zu sehen sein wird. Hier hat man wieder was übersehen, oder?
Eran Schaerf „Echo Chamber (Lakoste spielt keine Rolex)“, Galerie Zwinger, Mansteinstraße 5, 10783 Berlin, 8. 9.–3. 11. 2012