Eine Liste von hundert

Contemporary Art Daily (C.A.D.) – In ist, wer drin ist – und jeden Tag aufs Neue …

2012:Aug // Barbara Buchmaier

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08-2012












C.A.D. ist eine viel frequentierte, informative und meiner Ansicht nach recht trend-basierte Website, auf der ausgewählte Ausstellungen zeitgenössischer Künstler dokumentiert und archiviert werden. Betrieben wird sie von Chicago aus, momentan von Forrest Nash, der sie 2008 – noch als Kunst- und Kunstgeschichtsstudent – als privates Projekt gegründet hat (und nebenher auch in anderen Jobs gearbeitet hat) und dem später hinzugekommenen Co-Director Kennerk Rowley (Ex-Galerist aus Chicago) sowie mit Hilfe von Praktikanten.
Gefeatured werden hier Einzel- und Gruppenausstellung zeitgenössischer Künstler sowie selten auch deren Auftritte auf Biennalen oder anderen Großausstellungen wie der documenta (siehe z. B. das „Documenta 13-Coverage“). Zentrales Motto ist es, jeden Tag zumindest eine neue Ausstellung zu zeigen. Oft sind es aber auch mehr.
Die Galerie- und etwas seltener auch Kunstvereins- oder Museumsausstellungen zumeist jüngerer amerikanischer oder europäischer, bereits von angesagten Galerien vertretenen Künstler werden in hochaufgelösten Fotos dokumentiert, in die man sich sogar noch hineinzoomen kann. Bei Gruppenausstellungen wird unter Einzelbildern zumeist der Künstler-Name genannt, sodass eine relativ genaue Zuordnung auf dieser Ebene möglich wird. Werktitel werden jedoch nicht gelistet. Auf Wunsch kann man sich per Mausklick auch den Pressetext zur Ausstellung auf den Bildschirm holen oder das Gesehene über Facebook weiterempfehlen. Eine Kommentarfunktion ist nicht vorgesehen. Es geht also um die reine Dokumentation, die es einem ermöglicht, Ausstellungen, die man nicht live sehen kann bzw. konnte, in außergewöhnlich gutem Bildmaterial online anzuschauen. Das Archiv reicht bis November 2008 zurück, seitdem wurden über 1800 Ausstellungen archiviert.

Seit Februar 2012 hat die Website C.A.D., deren Betreiber sich nun „Contemporary Art Group“ nennen, den Status einer US-amerikanischen Non-Profit-Organisation. Das heißt, es dürfen „Geschäfte“ gemacht werden – ein eventuell erwirtschafteter Einnahmeüberschuss muss jedoch in das Unternehmen rückinvestiert werden.
Weitere Features sind geplant, u. a. „C.A.Q“ (“A Set of Four Comprehensive Artist Archives, Four Sets Per Year“). Die Künstler-Auswahl werden hier – genauso, wie das auch auf C.A.D. gemacht wird – die Betreiber der Website treffen: „the selection is a collaborative effort by our staff“ (Rowley Kennerk im email-Interview mit der Autorin).  
Mit „Contemporary Art Venues“ (C.A.V.) bietet C.A.D. auch eine Art internationalen „Index“ von Galerien und Institutionen an. Viele der dort genannten Orte sponsern die Website mit 500 US-Dollar pro Jahr. Man findet die „upgraded venues“ auf dem C.A.D.-Sidebar. Und ebenso auf C.A.V. Dort erkennt man sie daran, dass über dem Galerienamen ein Bild (repräsentatives Kunstwerk) zu sehen ist. Insgesamt wird die Website über Sponsoren und Subventionen erst ermöglicht. Ein Sponsoring ist aber gemäß Firmenpolitik keine Garantie für das Erscheinen einer Ausstellung auf C.A.D.
Wie kommt man nun als Künstler oder Ausstellungsmacher mit seiner Schau auf C.A.D.? Hierfür gibt es zwei Optionen, hier im Wortlaut von Kennerk Rowley:

“We select entries by reviewing our directory of venues (which is public, and called Contemporary Art Venues), reviewing new galleries that are not in our directory, and via submissions from museums, galleries, and the viewing public. We receive images directly from the venue, either via request or submission. (…) We do not have a record or scheme of which artists or venues have been featured most. (…) Our editorial content is not directed by the venues that sponsor us. Sponsorship and coverage are separate matters.“

Im Folgenden habe ich ausgewertet, welche Künstler auf C.A.D. im Zeitraum der letzten anderthalb (genauer: 1. Januar 2011–15. Juli 2012) mit ihren Einzelausstellungen bzw. als Einzelkünstler (selten auch in Ausstellungen, die an einem Ort zusammen mit einer zweiten oder mehreren Person stattfanden) auf der Website genannt und gezeigt wurden. Die Ergebnisliste ist nach Anzahl der Listungen und bei gleicher Anzahl alphabetisch nach den Nachnamen geordnet.
Es werden nur Künstler genannt, deren Ausstellungen (unter den oben genannten Bedingungen) mindestens drei Mal dokumentiert wurden. Hieraus folgt eine Liste aus 42 Nennungen. Darunter (Claire Fontaine eingeschlossen) finden sich 15 Künstlerinnen.
Aus meiner Sicht fällt das Ergebnis relativ unspektakulär aus. Aus der Wahrnehmung und Erinnerung heraus hatte ich bei bestimmten Künstler/innen deutlich mehr Einzelnennungen erwartet.
Eine wichtige Frage, die sich daran anschließt, betrifft generell die Wirkung digital dargestellter Kunst-Bilder: Welche Kunst sieht, auf dem Monitor betrachtet, besonders gut aus, welche kommt dort nicht so gut zur Geltung. Und welche Konsequenz hat dieses Phänomen auf die Auswahl, auf zukünftige Trends und das Galerie- und Marktgeschehen der iPhone- und iPad-Generation?    


Ausstellungen auf www.contemporaryartdaily.com

7 Einzelausstellungen
Heimo Zobernig

6 Einzelausstellungen
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5 Einzelaufstellungen
R.H. Quaytman
Zin Taylor
Oscar Tuazon
Danh Vo

4 Einzelausstellungen
Merlin Carpenter
Jos de Gruyter + Harald Thys
Klara Liden
Jutta Koether

3 Einzelausstellungen
Richard Aldrich
Ei Arakawa
John Armleder
Richard Artschwager
Lutz Bacher
John Baldessari
Thomas Bayrle
Will Benedict
Kerstin Brätsch
Tom Burr
Isabelle Cornaro
Aaron Curry
Thea Djordjadze
Ida Eklblad
Günther Förg
Claire Fontaine
Nikolas Gambaroff
Sergej Jensen
Annette Kelm
Michael Krebber
Elad Lassry
Nick Mauss
Olivier  Mosset
Kaspar Müller
Matt Mullican
Henrik Olesen
Mai-Thu Perret
Seth Price
Josephine Pryde
Josh Smith
Lucie Stahl
Rosemarie Trockel
Amelie von Wulffen

Screenshot www.contemporaryartdaily.com und contemporaryartvenues.com (© )
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