Schlauer als die Polizei erlaubt. Erst die Bilder, dann die Worte. Aufklären in Worten. Angetäuschte. Verkettung von Raum, Bild, Wort und Malerei. Eine Rechnung mit drei Unbekannten. Die Bewohner von Als-ob. In der Webstube der Wirklichkeit. Am Webstuhl. Kett- und Schussfaden. Netzwerk der Wirklichkeit. Textur der Wirklichkeit. Wirklichkeit ist das, worauf wir uns einigen. Webstuhlplauderei. Hochlandponcho für Flachbildtheoretiker. Pulswärmer fürs Herzschlagfinale. Web- und Häkel- und Tubentheorie. Wo jedes Bild naturgemäß Theorie und Praxis ist. Verliebt in seine Paradoxien. Die Halbwertzeit der Wirklichkeit verlängernd. Der beste Schutz gegen diesen Terror: es fehlen zu lassen, an Respekt gegenüber den Theoretikern. Humor ins Spiel bringen. Das Bauchgefühl als Schlag in die Magengrube. Sich auf eine Textur einigen. Malerei. Kunst als Standbein in der Wirklichkeit. Konditionierter Schlamm. Täuschend echt. Die Geste. Artistik. Unter Berücksichtigung des olfaktorischen Faktors. Fachbereich: Bunt. Aufbaukurs: Farbig. Aus der Vereinssatzung der Weberfreunde.
Es war einmal eine Zeit, da störte man die Bedienung bei der Arbeit, wenn man die Kneipe betrat, in Berlin, in der das Motzen die höchste Form der Anerkennung war. In Suuuper-Zeiten, kaum noch vorstellbar. Als, wer nicht denken wollte, noch rausflog. Kunst ein Versprechen von selbstbestimmter und selbstheilender Arbeit war. Und die Schwierigkeiten bereits beim Kauf von Leinwand (Kett und Schussfaden) und Keilrahmen begannen. Zu einer Zeit als die Königsbegriffe, Kultur, Industrie, Verwaltung, Kunst, Malerei, Betrieb, Feld, Bild, Wirkung, Farbraum, Grafischer Raum und Illusionistischer Raum – und die drei Schutzheiligen für Fotosüchtige, Polke, Richter, Tuymans – hießen. Ersterer stand fürs Handwerk im Zeitalter fototechnischer Reproduzierbarkeit. Zweiter leitete die Beweisführung, dass man auf scharfen Bildern auch nicht mehr sieht. Und dritter die Arbeitsgruppe der analogen Vor- und nach Bilder, bevor diese auftauchen, bzw. verschwinden. Erfinder des Schraubverschlusses in Zeiten des Kronkorkens. Und wer hätte nicht gern dies Patent.
Diese Ausstellung will hauptsächlich wichtig sein. Es soll, verkünden die Macher im Begleittext, keine Malereiausstellung sein. Mit Malerei haben die meisten Arbeiten auch nichts zu tun. Bestenfalls mit der Geste von Malerei. Es fehlt an farblicher Intelligenz. Es fehlt an handwerklicher Intelligenz. Freundschaftsdienst. Betriebsweberversammlung. Mit 2-3-D-Stichwort-Bildgeber für die nächste Publikation. Ein mögliches Experiment, das zeigt, womit nicht experimentiert worden ist. Erst die Bilder, dann die Worte. Besprochene Bilder. Misslungene Selbsthypnose. Was hält diese Maler-Gesellschaft zusammen? Vorstandsbilder. Betriebsartisten. Seiltänzer als Bodenturner. Diskursschubser mit verminderter Schwarmintelligenz. Dann wieder. Jedes Bild ist magisch. Jedes Bild eine Behauptung. Zeigt es doch, dass man es (so) machen kann. Eine Behauptung, die sich in unsere Lebenswirklichkeit schiebt. Jochen Klein deutet manche der hier beschriebenen Problemfelder an. Das muss mal gesagt werden. Der Nagel in der Wand ist die größte Installation. Die uns sagt, dass wir von Kunst, wenn schon nicht vom Leben, Abstand nehmen können. In diesem Sinne ist Malerei eben nur eine Technik des gepflegten Rücktritts.
„The Happy Fainting of Painting – Zwischen Bild und Buch: Materialsammlung Malerei heute“, zusammengestellt von Hans-Jürgen Hafner und Gunnar Reski, Zwinger Galerie, Mansteinstraße 5, 10783 Berlin, 3.3.–5.5. 2012