Dass die Ausstellungsmacher mittlerweile genauso müde lächelnd auf Kritik reagieren, lässt auch dort gewisse Abnutzungserscheinungen vermuten. Sie ziehen das jetzt vollends durch, freuen sich wohl auch auf die Ferien, und wenn jemand noch etwas härter zuschlägt – nur zu, das hält wenigstens noch ein bisschen frisch. Aber geht das? Kann man einfach behaupten, man habe 500 Euro Ausstellungshonorar für jeden Künstler herausgeschlagen und wenn man nachrechnet, sind das gerade einmal 3% des gesamten Ausstellungsbudgets. Ich will hier nicht schon wieder zu sehr auf der Geldschiene herumreiten, das wurde schon im letzten Heft ausgiebig gemacht, aber Finanzierungsbedingungen sind eben doch ein Knackpunkt in der ganzen Geschichte. Kunstbetriebler, die selbst auf einen solchen Megatopf hoffen, werden sich vornehm zurückhalten und immer wieder aufs Inhaltliche verweisen, aber darüber kann man bei einer Ausstellung, die durch die Abwesenheit jeglichen Inhalts glänzt und die schließlich das pure Resultat einer fehlgeleiteten Kulturpolitik ist, und sonst nicht viel mehr, wenig sagen.
Aber es ist doch toll, dass die Diskussion über den Kunststandort Berlin so schön ins Rollen kam, das war doch das Ziel. Mir kommt das ein bisschen so vor, als würde man eine sinnlose Autobahn bauen und sich danach freuen, wenn über mehr Fahrradwege diskutiert wird. Die Kritik wird geschluckt, alles gut, alles führt weiter. So könnte man das alles aus der bib-Perpektive sehen. Aus der Perspektive einer Ausstellung, die insgesamt mehr Energie vergeudet als erzeugt hat, oder besser, die viel verbrannt hat, um, und das muss man von der Ausstellung komplett entkoppeln, das andere Resultat einer jahrelang verfehlten Kulturpolitik zu bündeln und zu beleuchten, nämlich den Widerstand gegen genau diese. Tatsächlich ist das, was sich in den „Haben und Brauchen“-Veranstaltungen langsam sammelt und artikuliert, so noch nicht da gewesen. Eine große Zahl von Kunst-und Kulturproduzierenden, die sich über alle unterschiedlichen Interessen hinweg formieren und ihre Anliegen immer prägnanter vortragen. Darum wird es gehen. Wie wird es in der sogenannten Kunststadt Berlin in fünf oder zehn Jahren aussehen, welche Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden und wie kann man sie erreichen?