Thomas Demand, so munkelt man, kuratiert aktuell an einer Schau in der Berliner Dependance der globalen Großgalerie Sprüth Magers, das „Humanistische in der Kunst und der Geschichte“. Ein dergestalt inhaltlicher Bogen zu seiner, wie Schwelger säuseln, ersten großen Vereinnahmung der ‚Neuen‘, dass ihm, wie sie es auch sonst oftmals zu tun scheint, wenn was läuft, was Großes, die Bice inhaltlich zur Seite springt. Die Künstlerliste, das wissen so gut wie alle, wird von Frau Sprüth und von Frau Magers mit-diktiert. Nach Diktat verreist, hoffen da manche. Auch wenn er (noch) nicht (ausschließlich) dort zeigt, so wird auch hier und jetzt keine Extrawurst ausgegeben. Sein alter Kumpel, ehemaliger Studionachbar und Hey-mal-auf-ein-Bier-ins-Alt-Berlin-wenn-wir-in-der-Stadt-sind-Kumpel, der Olafur, muss aktuell wieder mehr für die gesellschaftliche Reputation tun. So organisieren er und sein Stab eine Auktion. Zugunsten, natürlich, nur wessen; prospektiv sind sie ja und so heißt es: „Because Catastrophes Will Happen“, im alten Stadtbad in der Oderberger Straße. Das Erstaunliche ist, entfährt es so manchem Saab-Eigner aus dem Prenzlauer Berg, der – so pfeifen es die Spatzen – schon wiederholt von Eliasson aus seinem Senatorsitz der Lufthansa gekegelt ward, dass das jeder gut findet; weil es ja stimme. Oder nicht? Gegen Unglück könne man ja noch weniger tun als gegen Böses. Um so besser, dass es einer mal mache. Oder?
Einen weiteren Coup darf Alicja Kwade landen. Hat ihr Galerist ja grade selber einen und den dazugehörigen Vogel abgeschossen mit dem Kauf einer Kirche, stellt sie nun schon wieder bei ihm aus. Wieder, und wieder solo. Das gab’s noch nie, wird getuschelt. Na ja, entgegnen nicht wenige, so lange gäbe es den Laden nun auch noch nicht. Stimmt zwar, aber trotzdem. Und auf Nummer sicher geht sie auch. So lässt sie das Kreuz, das in Tatsache in der Kirche verbleiben soll, von Berliner Kunstwerkproduzenten, von allen Gewerken, die es in Wittenberg gibt und – langweilig irgendwie – von Leinwandsklaven aus Dafen reproduzieren und dabei jedes mal ungewollt interpretieren. Sie wird dafür mit allem erdenklichen Furor gefeiert und zieht kurzerhand in ein größeres Atelier. Der Johann hat’s ja vorgemacht, könnte man munkeln – und Olafurs These gilt ja auch für alles. Vor der Neuen Nationalgalerie hat niemand geringerer als Thomas Struth, nun gut – es wird auch wärmer, ist also nicht mehr ganz so ungemütlich dort draußen – temporäres Quartier bezogen. Er lichtet, ob gegen Entgelt oder frei verfügbar war zum Redaktionsschluss noch nicht in Erfahrung zu bringen, die Wartenden ab. Die wenigsten wissen, dass er zunächst bei Richter begann zu studieren, Malerei, ja. Auch muss man davon ausgehen, dass es wirklich wohl nicht jeder weiß, dass man Malerei nicht nur studieren kann. Sondern auch sollte. Obgleich das auch noch nicht immer viel und bisweilen gar nichts heißt. Doch das wissen auch nicht alle.
Douglas Gordon, der alte Recke, hat sich zu einem neuen Großprojekt herausgewagt. Nach Zinédine Zidane nun mal was ganz anderes: den Großmeister am Pult der Klassik, den aus Indien stammenden Maestro Zubin Mehta. Während sowohl der Proben zu und den drei (oder vielleicht auch vier) Aufführungen der achten Symphonie von Anton Bruckner im immer noch stimmigen Bau von Hans Scharoun, der Berliner Philharmonie, begleitet er ihn mit der Kamera. Und, wie gehabt, nur ihn. Im Gegensatz zu seinem Werk über den Gott am Ball entbehrt dies hier nun wesentlich weniger einer immanenten Logik. So beobachten stets die Musiker, InhaberInnen entsprechender Plätze und Kenner während eines Konzertes – und die Achte Bruckner ist ein langes, intensives Werk – fortwährend den Dirigenten. So etwas kommt bei einem Fußballspiel situations- und auch systembedingt nicht vor. „Weil es schlicht und einfach nicht geht“, schreibt Niklas Maak im Vorwort zum Programm, das er gemeinsam mit Habakuk Traber herausgibt. Der versteht zwar die ganze Aufregung augenscheinlich nicht ganz, aber assistiert dem eifrig agitierenden Schreiber stets manierlich.