Die Neue soll auch „Die Neue“ heißen, so wollen es ihre Eltern, steinreiche Fertigprodukteproduzenten, die sich für ihre hübsche Tochter ganz schön ins Zeug geschmissen haben. So trug es sich zu, dass die Herren Wagner, der von der Steinofenpizza und der Herr Doktor Oetker, der vom Pudding und so weiter, mit dem Regierenden, wie der Herr Überbürgermeister genannt werden will, wollte und wird, bei einem Gläschen oder zweien, eine Wette ausheckten und sogleich ausspielten. Es ging um nichts weniger als jenes Stück Rasen, über das wohl im Verhältnis zu dessen Fläche mehr spekuliert, geredet, gewütet, und geplant wurde. Richtig, das Stück, wo noch vor gar nicht allzu langer Zeit mal ein Palast stand; auch mal ein Schloss, aber das ist vorbei.
Nun ja, da spielten die Herren Golf, draußen vor den Toren der großen grauen Stadt, um eben diese Wiese. Gewonnen haben die Unternehmer, war ja klar, mehr Erfahrung eben, und da beide auch noch geistreich zu Werke und ins Leben gehen, bauen sie eine Kunsthalle in die große graue Stadt. Doch das dauert noch, ist ja klar, denn erst müssen Verträge unterschrieben, Architekten benannt und Dinnées verzehrt werden.
Versüßt werden wird die Wartezeit aber doch recht schön; durch das Projekt „Live your dream jetzt endlich mal!“ Das ist in der Tat etwas Besonderes. Auf dem Rasenstück am Schloßplatz, unter einem alten georgischen Zirkuszelt, während der Messetage im Kunstherbst, treffen sie sich alle, die gewöhnlichen-üblichen Verdächtigen, um einmal – mit professioneller Anleitung – das zu tun, was sie schon immer einmal wollten, oder eigentlich viel lieber immer tun würden, als das, was sie sonst immer den ganzen Tag machen oder tun. So lernt der Zipp Thomas zum Beispiel, wie man ein Motorradgetriebe repariert; selber ausbauen, ganz machen und wiederum hinein damit. Monica Bonvicini, die süße Maus, hat einen ganzen Tag Meetings mit echten Architekten, alles Männern, vielen Keksen und starkem Café. Sie ist die Einzige, die dabei rauchen darf, während sie hysterische Zeichnungen auf schniekem, großem Papier macht.
Der Künstler Thomas Scheibitz, der eigentlich gerne schnell Auto führe, das jedoch weder kann noch darf noch so richtig willentlich will, spielt Ping-Pong gegen eine hochgeklappte Tischtennisplatte, in die ein mittelgroßer Röhrenfernseher eingelassen ist, auf dem Formel 1-Rennen des Jahres 1998 laufen; warum, das weiß keiner. Coco Kühn belegt einen Kurs, in dem man lernt, wie man rasend, richtig gefährlich schnell, Gemüse klein schneidet und hackt. Wie bei flinken Fernsehköchen soll das aussehen. Gewürze hackt sie auch kurz und klein. Gegen Ende dreht Ihr der Dozent eine ziemlich hässliche Dünstmaschine an, die aussieht wie eine kleine runde Waschmaschine mit Toplader. Herr Elmgreen und Herr Dragset haben ein Fernsehstudio aufgebaut, aus MDF, furniert mit dänischer Fichte, und moderieren, versehen – böse Zungen sagen versehrt – mit schlimm weißen Plastikzähnen eine fiktionale Fernsehshow, bei der es um aufwendige Haustiere geht. Die man dauernd knuddeln, füttern, massieren, kämmen oder striegeln, ausführen, und nochmal füttern muss, muss, muss.
Die ehemaligen und aktuellen Macher(-typen) der Messe, der abc-etc. und auch die vom Gallery Weekend, die spielen und/oder sind einmal (mehr) Dompteur, stehen in einem Käfig, schwingen Peitschen und fürchten sich vor den Löwen, die sie doch gerade (noch) bändigen.
Johann König wollte auch mitmachen, aber, ihm viel dieses Mal nichts Lustiges ein. Herr Alberto und Dr. Oetker sind angeblich jeden Tag da gewesen, mal einfach und mal auch wild verkleidet. Vielleicht wollten Sie das schon immer so, oder einfach nur immer schon mal so machen.
Elke Bohn